Im September 2018 zeigt die monatliche Filmreihe homochrom diesen Biographiespielfilm über die frühen Jahre des portugiesischen Dichters Alberto Raposo Pidwell Tavares (1948-1997):
AL BERTO (NRW-Premiere)
(PT 2017, 109 min, Regie: Vicente Alves do Ó, OmU)
Der leidenschaftliche Mut eines Poeten.
Sa 01/09/18, 21:00, Filmforum NRW, Köln*
So 09/09/18, 18:30, Schauburg, Dortmund
Mo 10/09/18, 21:00, Bambi, Düsseldorf
Mi 12/09/18, 18:45, Galerie Cinema, Essen
So 16/09/18, 20:30, Lichtburg, Oberhausen
Mi 19/09/18, 21:00, Casablanca, Bochum
* in Köln nur mit engl. UT; bitte beachtet kurzfristige Hinweise
"Al Berto ist zudem so hübsch und charismatisch wie Mick Jagger, porträtiert von Texeira, darum verkörpert er ein sexuell aufgeladenes Symbol der kulturellen Rebellion." – Gay Essential
1974 wurde in der Nelkenrevolution endlich die Diktatur des portugiesischen Estado Novo beendet. Ende des Jahres kehrt Alberto Raposo Pidwell Tavares (Ricardo Teixeira) aus Brüssel, wo er Malerei studiert und unter Hippies gelebt hat, zurück nach Portugal. Die Villa seiner großbürgerlichen Familie im Küstenort Sines südlich von Lissabon ist enteignet worden und steht leer. Der offen schwule, mittellose Al Berto besetzt sie einfach illegal. Schnell versammelt er andere junge Tagträumer, Künstler und Kunstinteressierte um sich und schafft einen Freiraum für ihre Entfaltung. Alle verfallen dem Charme Al Bertos, insbesondere der gelockte Sänger João Maria (José Pimentão), dessen Vater ein hohes Tier ist. Die Gruppe genießt das Leben und die Liebe, feiert wilde Partys, dichtet und gibt erste Lesungen. Die als Fischer arbeitenden Familien einiger Freunde verstehen ihre sexuell aufgeschlossene, freigeistige Gegenkultur nicht. Den traditionellen Bewohner und den Autoritäten in Sines sind sie sogar ein Dorn im Auge.
"Sowohl Teixeira als auch Pimentão, die hauptsächlich einen Theater-Werdegang haben, lassen sich nicht die Chance entgehen, gewinnende Leistungen in ihrem Leinwanddebüt abzuliefern." – Cineuropa
Autor und Regisseur Vicente Alves do Ó hat bereits mehrere Kurzfilme und Spielfilme gedreht, darunter einen über die Dichterin Florbela Espanca. Mit AL BERTO wendet er sich dem ganz frühen Schaffen des schwulen Dichters zu, der erst in den 1980ern berühmter wurde und später den Zivilverdienstorden als Offizier des heiligen Jakob vom Schwert erhielt. Das Interesse und intime Porträt des Filmemachers erklärt sich dadurch, dass sein älterer Halbbruder eine Liebesbeziehung zu Al Berto pflegte. Alves do Ó zeichnet ein lockeres Bild der damaligen Zeit und Lebensumstände. Der Fokus liegt auf der Liebesgeschichte von Al Berto und João Maria, so dass manch anderes eher angerissen wird. Dass Al Berto in Deutschland kaum bekannt ist, tut dem Film dennoch keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil ist dies eine äußerst sehenswerte Geschichtsstunde queer-alternativer Lebensweisen mit Schauwert. Sämtliche Darsteller spielen brillant, die Ausstattung der 1970er sieht toll aus, die Musik hebt die Stimmung und die ästhetische Kameraarbeit ist bemerkenswert. Kein Wunder, denn Kameramann Rui Poças hat bereits mehrere queere Filme gedreht: "Gute Manieren" (Kinostart: 26.07.2018) sowie die vier Werke "Der Ornithologe" (2016), "To Die Like a Man" (2009), "Two Drifters – Odete" (2005) und "O Fantasma" (2000) von João Pedro Rodrigues.
"Al Berto ist weit entfernt von einer normalen Geschichte des Erwachsenwerdens, ist aber eine, die mit jedem resoniert, der sich an eine Zeit zurückerinnern kann, in der es solchen Mut erforderte, so offen schwul zu sein." – 8 von 10 Sterne bei queerguru
offizielle Facebook-Seite
Auszeichnung:
Top-10-Film des Jahres, Nebendarsteller (José Pimentão), Nebendarstellerin (Rute Miranda) im nationalen Wettbewerb – CinEuphoria Awards (Portugal), 2018
Publikumspreis für internationaler Langfilm – FilmOut San Diego, USA, 2018
Jurypreis für beste Kamera (Rui Poças) – FilmOut San Diego, USA, 2018
4 Premios Aquila für bester Film, Hauptdarsteller (Ricardo Teixeira), Nebendarstellerin (Rita Loureiro) & Nebendarsteller (João Villas-Boas) – Portugiesischer Film- & TV-Preis Premios Aquila, 2018
nominiert für 3 weitere Premios Aquila
Sophia für besten Ton – Filmpreis der Academia Portuguesa de Cinema, 2018
nominiert für 10 weitere Sophias
Trailer
Trailer leider vorerst nur mit englischen Untertiteln. Die Vorstellungen sind im portugiesischen Original mit deutschen Untertiteln.