Im Dezember 2015 lief Roland Emmerichs fiktionalisierte Verfilmung der Stonewall-Aufstände von 1969, die die damaligen Lebensumstände gut erzählt – Jonny Beauchamp (THIRSTY):
STONEWALL
(USA 2015, 129 min, Regie: Roland Emmerich, dt. Synchro, FSK 12)
Sie nehmen die Unterdrückung nicht länger hin.
So 13/12/15, 18:00, Schauburg Dortmund (etwas früher)
Mo 14/12/15, 21:00, Bambi Düsseldorf
Mi 16/12/15, 20:30, Astra Essen (einmalig verlegt)
So 20/12/15, 20:30, Lichtburg Oberhausen
Di 22/12/15, 21:00, Filmpalette Köln
Mi 23/12/15, 21:00, Casablanca Bochum
"Fazit: Nicht die einfallsreichste und politisch pointierteste Nacherzählung, aber unterhaltsam und stellenweise recht bewegend." – Hollywood Reporter
Als Danny Winters (Jeremy Irvine, "Gefährten") im Frühjahr 1969 vor Ende seines Schulabschlusses vor die Tür gesetzt wird, geht er nach New York, wo er im Herbst ein Studium anfangen wollte. Obdach- und mittellos zieht es ihn ins Greenwich Village zur berüchtigten Christopher Street. Dort lernt er Ray (Jonny Beauchamp) und andere obdachlose Jugendliche kennen, die sich mit Mundraub und Prostitution durchschlagen. Einer ihrer Treffpunkte ist das zwielichtige Stonewall Inn, wo sich auch Trevor (Jonathan Rhys Meyers, ALBERT NOBBS) von der Mattachine Society an Danny heranschmeißt. Das Stonewall wird von der Mafia geführt und schenkt trotz gesetzlichem Verbot Alkohol an Homosexuelle, Transvestiten und Genderqueere aus, weswegen die Bar Ziel wiederholter Polizeirazzien ist. Doch in der Nacht auf den 29.06.1969 lassen sich die Gäste des Stonewall Inns das nicht länger gefallen und lehnen sich gegen die Polizei auf...
"Aber seien wir fair: “Stonewall” ist kein Desaster, und an all jene, die darauf warten, ihn zu zerreißen, sei vielleicht am besten gesagt, dass Emmerichs Film weder so schlecht noch so unsensibel ist wie vorhergesagt..." – Variety
Der deutsche und offen schwule Hollywood-Regisseur Roland Emmerich ("Independence Day", "2012") sowie Drehbuchautor Jon Robin Baitz mussten in den USA heftige Kritik und viel Häme einstecken: die wahre Geschichte wäre durch den erfundenen kaukasischen Hauptcharakter weißgewaschen, zu wenige Schwarze, Latinos, Transgender-Personen und Lesben dargestellt. Tatsächlich kann man die Befindlichkeiten in den USA verstehen, wo die Stonewall-Aufstände einen viel legendäreren Charakter haben, und Emmerich hätte sicherlich auch einen Film ohne den fiktionalen weißen Hauptcharakter (und daraus resultierend ein paar Veränderungen für die Dramaturgie) machen können. Dies sollten Zugeständnisse an ein Mainstream-Publikum sein, das diesen Film vielleicht nie sehen wird – seltsamerweise scheuen die Filmemacher nicht die Darstellung vor Queerness, Prostitution und Sexualität. Und entgegen der kritischen Stimmen, die noch vor der Premiere laut wurden, stellt STONEWALL die unterdrückenden Umstände der damaligen Zeit als relativ ordentliche Geschichte des Erwachsenwerdens dar und funktioniert als solche auch ziemlich gut. STONEWALL hätte bestimmt besser sein können, ist aber eben auch kein durch und durch schlechter Film. Wer keine politischen Ansprüche an diesen Film stellt, kann Unterhaltung finden oder vielleicht sogar etwas für sich mitnehmen.